In der folgenden Übersicht gebe ich dem interessierten Leser einen Überblick über die von mir eingesetzten Technologien und Innovationen.
Präambel
Wenn man Gitarren mit Autos vergleicht, dann ist es interessant, wie stark sich Autos im Vergleich zu Gitarren seit den 1950er Jahren weiterentwickelt haben. Was beiden gemeinsam ist, ist die Begeisterung der Menschen für die alten Modelle. Bei Gitarren heißt das dann „Vintage“, bei Autos „Oldtimer“ und in beiden Bereichen gibt es Sammler, die sich ihre Leidenschaft eine Menge Geld kosten lassen.
Die Möglichkeiten einer Weiterentwicklung der Gitarre sind deutlich eingeschränkter als beim Auto. Das hat den großen Vorteil, dass Gitarren auch nach vielen Jahren noch problemlos repariert und restauriert werden können. Aber darüber hinaus hat sich über die Jahrzehnte einiges getan: Tonabnehmer, Tremolos, Bunddrähte, Halsgeometrien, Saiten, Mechaniken… Hinsichtlich Bespielbarkeit und Klangvarianten hat man heute eine unendliche Auswahl an Möglichkeiten.
Und hier ist meine Intention: Neue Wege beschreiten um Klang, Ergonomie, Haptik und Optik der Gitarre zu erweitern. Ich arbeite deshalb permanent an Lösungen, die vorhandene Technologien ersetzen oder weiterentwickeln. Genau das habe ich in meinen 30 Jahren in der Automobilentwicklung gelernt: Dinge anders machen, nicht nur damit sie anders sind, sondern damit sie sich besser anfühlen und besser funktionieren!
Holzauswahl
Korpus und Hals fertige ich bevorzugt aus einem Stück Holz. Es werden dabei regionale, langjährig luftgetrocknete Hölzer verwendet.
Titan-Halsstab
Zur Gewichtsreduzierung fertige ich Halsstäbe aus Titan mit 5mm Durchmesser. Um in der Mitte des Halses möglichst wenig Holz herausfräsen zu müssen, setze ich die Halsstäbe von unten in den Hals ein. Optional biete ich meine Gitarren mit einer offenen Halsstabnut an.
Die Halsstäbe der ORION und der SIRIUS sind mit dem Aluminium-Mittelteil verschraubt. Diese durchgehende Metallstruktur unterstützt ein langes Sustain.
Griffbrett und Halsstababdeckung
Das in den Hals integrierte Griffbrett und die Halsstababdeckung werden aus einem durchgehenden Stück Holz gefertigt. Die Holzmaserung im Griffbrett setzt sich in der Abdeckung nahtlos fort. Eine sehr aufwändige und wertige Option, die bei der ORION Standard ist.
Bundierung
Als Standard verwende ich Edelstahl-Bunddraht. Dieser ist wesentlich verschleißärmer und oxidiert nicht – im Gegensatz zu Neusilber.
Die Schlitze für die Bünde werden nicht bis zum Rand gefräst, so dass der Steg des Bunddrahtes, welcher ins Holz gepresst wird, nicht sichtbar und damit auch nicht spürbar ist.
Die Bundenden werden nach der Bundierung noch ein paar Zehntel Richtung Halsmitte abgefräst, so dass sie auch bei niedriger Luftfeuchtigkeit und der damit verbundenen minimalen Schrumpfung des Halses nicht über diesen hinausstehen und den Spielkomfort beeinflussen können.
Verschiebbare Tonabnehmer
Die Tonabnehmer der ORION und der SIRIUS sind geschmeidig verschiebbar auf einer Aluminiumschiene gelagert. Hierdurch wird ein gewaltiges Klangspektrum abgedeckt. Die Schiene ist in Höhe und Neigung der Tonabnehmer justierbar. Sind die Gitarren mit 2 Single-Coil-Pickups konfiguriert, ergeben sie zusammengeschoben einen Humbucker. Dazu können die Pickups in Serie oder parallel geschaltet werden, was nochmals zusätzliche Klangvarianten ermöglicht.
Elektrik
Pickups setze ich bevorzugt von Harry Häussel ein. Eigene Pickups mit einem speziellen Design sind gerade in Entwicklung.
Für die Elektrik werden nur bewährte Qualitätskomponenten eingesetzt. In der ORION und der SIRIUS verwende ich besonders kleine und wertige Komponenten von Bourns (Potis) und Grayhill (Schalter).
Das Elektrikfach und die Hohlräume für die Pickups werden komplett mit hochwertigem leitfähigem Lack abgeschirmt. So bleiben die Nebengeräusche auch bei Single-Coil-Pickups auf einem niedrigen Niveau.
Mein Lockdown-Board: Damit kann ich jede Standard-Elektrik nachbilden. Die Ausgänge der Pickups gehen direkt in das Board. Hier kann ich abstimmen, welche Schaltung, welche Poti-Werte und welche Kondensatoren optimal zur Gitarre passen. Erst nach dieser Abstimmung wird die ausgewählte Elektrik in der Gitarre verlötet.
Inlays
Eine meiner Leidenschaften ist das gestalten und umsetzen von Inlayarbeiten. Gerne nehme ich dabei Ideen und Anregungen meiner Kunden auf. Für die Inlays können Materialien aller Art verwendet werden: Holz, Knochen, Horn, Perlmutt, Korallen, Metall, Bernstein, Glas, Stein. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Ästhetik
Die kleinen feinen Details machen den Unterschied und kosten teilweise viel Aufwand in Handarbeit.
Pickup-Kappen führe ich meist aus Holz aus und verzichte auf Rahmen zur Montage.
Die Potiknöpfe versenke ich im Korpus. Schrauben und Muttern sind mit hohem Aufwand weitgehend unsichtbar angebracht.
Optional biete ich ein Wertigkeitspaket an, bei dem zahlreiche Komponenten wie z.B. Schraubenköpfe nochmal extra poliert oder anderweitig an der Oberfläche veredelt werden.
Ergonomie und Haptik
Eine überragende Ergonomie und Haptik meiner Instrumente ist mir sehr wichtig. Es muss einfach Spaß machen, die Gitarre in die Hand zu nehmen und stundenlang nicht mehr loszulassen.
Entscheidend dafür ist das Griffgefühl. Alle Holzoberflächen werden in zahlreichen Durchgängen geschliffen und geölt. Die geölte Oberfläche kann dann nach gewünschter Oberflächenhaptik poliert werden. Im Extrem kann so auch die Glätte einer lackierten Oberfläche erreicht werden.
Ergonomie: Die Gitarre muss am Gurt und beim Sitzen gut ausbalanciert sein. Das Volume-Poti positioniere ich bevorzugt direkt unter dem Steg-Pickup. Das ist optimal für Gitarristen, die während des Spielens mit dem Poti arbeiten.
Setup und Compound-Radius: Die entscheidenden Zehntel Millimeter
Das ideale Setup einer Gitarre ist eine Philosophie für sich. Hier hat jeder Gitarrenbauer seine eigenen Techniken und Vorlieben. Das finale Setup einer Gitarre mache ich bevorzugt im Frühjahr oder im Herbst. Hier liegt man zwischen den Luftfeuchteextremen.
Halsradius: Hier halte ich mich streng an die Mathematik und verwende grundsätzlich einen Compound-Radius.
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